Zwischen dem Grossen und dem Kleinen Kaukasus,
vom Schwarzen Meer zum Kurabecken.
24. August – 16. Sept. 24 Tage; mindestens 6, optimal 7 Mitreisende; CHF ca. 4800
Die Reise ist ausgebucht.
Ich bereiste die Region erstmals allein vor 23 Jahren – und war begeistert. Auf Wunsch von einigen bisherigen Tianshan-Tours-Reisenden bot ich diese Kulturreise im Spätsommer 2017 erstmals an. Die Reise wurde zu einem grossen Erfolg und ist den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, aber auch mir selbst noch immer lebhaft in Erinnerung.
Aus verschiedenen Gründen stand Georgien bis Herbst 2025 nie mehr auf meinem Programm. Das Land, etwa eineinhalbmal so gross wie die Schweiz, überrascht und fasziniert den Reisenden mit vielfältigen Landschaftstypen und Mikroklimas, die die kleinräumigen, oft auch abgelegenen Regionen, in mancher Hinsicht prägen. Vertieft man sich im Weiteren auch nur ein wenig in die Geschichte Georgiens, dann begegnet man schon bald den persischen Achämeniden, den alten kaukasischen Königreichen Kolchis und Iberia, Alexander dem Grossen, den Urartäern, den Römern und der frühen Christianisierung; so soll die syrische Christin Nino im 5. Jahrhundert das Christentum nach Georgien gebracht haben. Doch Georgiens Geschichte ist bis heute wechselhaft: Seldschuken und Osmanen, die persischen Schahs im 16. und 17. Jahrhundert, das
Zarenreich, die Sowjetunion und andere mehr trugen dazu ein Scherflein bei. Die Herkunft der Georgier liegt liegt im Dunkeln, ebenso ihre Sprache, die oft den ibero-europäischen, zu denen z. B. auch das Baskische zählt, zugeordnet wird. Wie auch immer: Die georgische Sprache ist nicht nur von der Aussprache her schwierig, allein schon das eigene Alphabet stellt hohe Ansprüche. Eine Reise nach Georgien verlangt meines Erachtens Zeit, auch in drei Wochen lässt sich das Land nur annähernd erkunden.
Nach der erfolgreichen Reise im Herbst 2025 biete ich 2026 eine leicht modifizierte Rundreise an. Im Normalfall bleiben wir mindestens zwei Nächte an einem Ort.
Wie wir reisen: Wir fliegen mit Turkish Airlines nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. So kommen wir kurz nach 8 Uhr abends an und sind spätestens um 23 Uhr im Hotel. So starten wir ausgeruht in den zweiten Tag unserer Reise. Mit öffentlichen Transportmitteln lässt sich auch für eine kleine Reisegruppe unsere geplante Tour kaum bewältigen. Das heisst, mindestens zwei bis drei Mitreisende müssen bereit sein, ein Auto zu fahren. Ein Risiko gehen Sie dabei nicht ein.
Was wir besuchen werden. In gut drei Wochen kann Georgien, auch im Schnellzugtempo, nicht umfassend besucht werden. Shatili,
die Region Tuschetien und auch den Vashlovani-Nationalpark ganz im Südosten des Landes zur aserbaidschanischen Grenze hin, werden wir nicht besuchen. Jede dieser Destinationen würde drei bis vier Reisetage mehr verlangen.
Obwohl wir viel mit dem Auto unterwegs sind – wir werden rund 2000km zurücklegen –, haben wir immer wieder auch Zeit für kleinere oder grössere Wanderungen (1–4 Stunden). Natürlich sind diese freiwillig; vielleicht möchte ja auch jemand lieber zeichnen oder aquarellieren. Motive dazu gibt es täglich.
Wer nur eine Nacht an einem Ort verbringt, wird diesen als Episode schnell vergessen. Wir werden deshalb mit wenigen Ausnahmen überall für zwei bis drei Nächte bleiben. Falls Sie unsere Reiseroute auf einer Karte nachverfolgen möchten, seien hier die Orte aufgeführt, wo wir übernachten werden:
Von Tbilisi (3 Nächte) aus folgen wir der grossen Georgischen Heerstrasse, überqueren auf dem Kreuzpass den Grossen Kaukasus und gelangen dann nahe der russischen Grenze nach Stepantsminda (2 Nächte). Dort, am über 5000 Meter hohen Kazbegs, wurde der griechischen Sage nach Prometheus auf Befehl von Zeus angeschmiedet, weil er den Menschen das Feuer brachte.
Auf demselben Weg wieder zurück bis nach Mtskheta und weiter nach Gori (1 Nacht).
Weiter nach Kutaissi (2 Nächte).
Von dort gelangen wir über den 2620 Meter hohen Zagar-Pass nach Ushguli (2 Nächte).
Wir bleiben in der Bergregion Swanetienw und übernachten in Mazeri (2 Nächte).
Von der entlegenen Kaukasusregion wenden wir uns südwärts, Übernachtung in Poti (1 Nacht) am Kaspischen Meer.
Nach einer kurzen Etappe erreichen wir die Hafenstadt Batumi (1 Nacht) mit ihrem subtropischen Mittelmeerklima.
Wir überqueren den Goderdzi-Pass und gelangen nach Akhaltsikhe (2 Nächte).
Wir bleiben im Süden des Landes und wenden uns über eine wenig befahrene nach Osten; Übernachtung in Bolnisi (2 Nächte).
Weiter ostwärts; wir passieren die ehemals bedeutende Industriestadt Rustavi und erreichen über Nebenstrassen Udabno (2 Nächte).
Weiterfahrt nach Kachetien, der bedeutendsten Weinregion Georgiens, wo wir in Telavi (2 Nächte) übernachten.
Von Telawi aus zurück nach Tiflis (1 Nacht), wo unsere Reise endet.
In Stepantsminda und Swanetien, dann auch in Vardzi, Bolnisia und Davit Gareja gibt es Möglichkeiten für kleinere oder grössere Wanderungen.
Auf unserer Reise werden wir, neben vielen Kleinoden abseits, alle wichtigen kulturellen Sehenswürdigkeiten besuchen: die Gergeti-Kirche in Stepantsminda, Mtskheta, Kintsvisi, Gelati, die Höhlenstadt Wardzia, Höhlenkloster Davit Gareja, Signaghi, Alaverdi etc. Bei unserem Gruppentreffen erhalten Sie ein ausführliches Reiseprogramm sowie einen Reiseführer (vgl. unten).
Im Preis sind wie immer bei Tianshan-Tours alle Kosten inbegriffen: Flug, Transport, Hotel, Eintritte, drei Mahlzeiten pro Tag, Getränke, auch Wein und Bier in vernünftigem Rahmen; eigenes Geld benötigen Sie für ein kleines Trinkgeld in den Hotels, für Postkarten, Briefmarken, SIM-Karte, Souvenirs oder Restaurantbesuche, wenn Sie allein unterwegs sind.
Zur Sicherheit: Schon im Herbst nach der Unabhängigkeitserklärung vom 9. April 1991 löste sich die Provinz Südossetien und erklärte sich selbstständig. 1992 erklärte sich auch die Provinz Abchasien für unabhängig. Die georgische Armee griff ein und ein verheerender Bürgerkrieg destabilisierte das Land. Russische Truppenverbände konsolidierten 1992 die Separationsbemühungen, seither sind die beiden abtrünnigen Provinzen de facto unabhängig, zählen völkerrechtlich hingegen immer noch zu Georgien. 1994 wurde ein bis heute geltender Waffenstillstand vereinbart. Im August
2008 eskalierte mit dem Einmarsch georgischer Truppen in Südossetien der Konflikt erneut. Die russische Armee eilte den Südosseten zu Hilfe und stiess bis Gori in Zentralgeorgien vor. Der militärische Konflikt wurde auch dank französischer Initiative nach fünf Tagen beruhigt, ist aber bis heute nicht gelöst. In jüngster Zeit rüttelte das Land eine Gesetzesänderung auf, die verlangt, dass nationale private Organisationen offenlegen und bewilligen lassen müssen, wenn sie zu über fünfzig Prozent vom Ausland finanziert werden. In der westlichen Presse geriet deswegen u.a. die Regierung in den Ruf, einen russlandfreundlichen Kurs zu fahren. Diese Einschätzung ist gewiss nicht falsch und viele GeorgierInnen teilen diese politische Kursänderung nicht. Allerdings möge man dazu bedenken, dass Georgiens Grenzen zu Russland lang sind und das westliche Europa fern. Aus meiner Sicht und Kenntnis ist das Land politisch so sicher wie Armenien oder Aserbaidschan: Imponderabilien sollten jedoch im Südkaukasus stets in Erwägung gezogen werden.
Reisende aus dem Westen sind aber generell gern gesehene Gäste und Gastfreundschaft ist für Georgier und Georgierinnen ein hohes Gut; auch ist die Kriminalitätsrate niedrig.
Literatur
Reiseführer und Länderkunde
Zu Georgien gibt es einige Reiseführer, die alle auch dicht über Geschichte, Kultur, Alltagskultur und über die aktuelle politische Situation informieren. Wenn Sie sich auf unsere Reise etwas vorbereiten möchten und auch wissen wollen, was wir an den Orten, wo wir übernachten, besichtigen werden, empfehle ich Ihnen folgende Titel:
♦ Nina Kramm: Georgien. (Stefan Loose Travel Handbücher, 2023). Das Buch richtet sich in erster Linie an Individualreisende oder an Reiseveranstalter wie mich. Diese Reiseführer, zu denen auch der folgende Tipp gehört, inspirierten mich für eine vorgängige Erkundigungsreise. Diese Reisehandbücher unterscheiden sich jedoch von einem Reiseführer, wie „Polyglott“ zum Beispiel, dass sie sich an Reisende wenden, die nicht nur für einen Tag oder ein paar Stunden an einem Ort verbringen. Nina Kramm informiert in ihrem Führer auch über mögliche Unterkünfte, die ich dann auf einer Rekognoszierungsreise auch vorher teste.
♠ Giorgi Kvastiani et.al.: Georgien. Unterwegs zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer. (Trescher Verlag, 2024 – diesen Führer erhalten Sie bei einer Buchung) Die Reieführer des Trescher Verlages richten sich als ausführliche Begleiter an Reisende, die mit einer organisierten Reise unterwegs sind. Das heisst, die Informationen zu ganz praktischen Dingen (gibt es ÖV und wann fährt dieser und wie teuer ist die Fahrt, was für Unterkünfte gibt es und welche Restaurants sind empfehlenswert etc.) stehen in diesem Reisehandbuch nicht als Informationen an erster Stelle.
♠ Dieter Boden: Georgien. Ein Länderporträt. (Ch. Links Verlag) Der Autor war lange Jahre als Diplomat in Georgien tätig und sein Buch, schon 2018 erschienen, erhellt flüssig geschrieben die politische Situation des Landes. Er schildert zudem die Charakteristiken der verschiedenen Regionen und geht auch auf die seiner Ansicht nach wichtigsten Sehenswürdigkeiten ein. Dieter Boden bringt Georgien-Reisenden die relevanten breiten Informationen für alle am Land Interessierten.
Belletristik und Reiseberichte
2018 war Georgien Gastland der Frankfurter Buchmesse. Das hiess, dass für das deutschsprachige Lesepublikum ein paar wenige Dutzend georgische Belletristik übersetzt wurden. Im internationalen Literaturbetrieb bedeutete dies zwar grosse Anerkennung, aber meistens auch nur bescheidenen wirtschaftlichen Erfolg.

♦ Schota Rustaweli: Der Mann im Pantherfell. Prosaübertragung von Ruth Neukomm. Das höfische Epos, das der georgische Nationaldichter um das Jahr 1200 geschrieben hat, liest sich in der stilsicheren Übersetzung noch heute als spannender, höfischer Ritterroman. Die Ausgabe im Manesse Verlag mit Miniaturen aus dem 17. Jahrhundert ist leider nur noch antiquarisch erhältlich.
♦ Schota Rustaweli: Der Held im Pardelfell. Erzählt von Tilman Spreckelsen und illustriert von Kat Menschik. Die moderne Nacherzählung des Versepos des Klassikers vermag alle heutigen LeserInnen zu packen und zu überzeugen. Tilman Spreckelsen weiss gekonnt zu kürzen und den Spannungsbogen der Erzählung hochzuhalten. Gebannt verfolgt man wie der Ritter Awantil aus Liebe zur bezaubernden Königstochter Tiantin sich auf die Suche macht nach seinem Freund Tariel (Der Mann im Pantherfell). Ein für georgische LeserInnen auch wichtiges Buch, weil Rustaweli die Königstochter Tiantin zur Königin werden lässt und Awantil ihr Gefährte bleibt. Ein feministischer Ansatz vor 800 Jahren schon literarisch in Szene gesetzt. Galiani Verlag,ca. Fr. 34.50
♦ Tschawtschawadze, Ilya: Erzählungen aus Georgien. Klassiker aus dem 19. Jahrhundert, der, vergleichbar z. B. mit Gotthelf oder Gottfried Keller, einen Einblick in die Kultur und das Leben in Georgien vor 150 Jahren gibt. Reichert Verlag, ca. Fr. 32.–
♦ Merzbacher, Gottfried: Durch den wilden Kaukasus. Merzbacher (1843-1923) war ein deutscher Geograf und Forschungsreisender, der u.a. Zentralasien und auch den Kaukasus bereiste. Sein Bericht über Swanetien aus der Zeit um 1900 schildert nicht nur Geologie, Fauna und Flora, sondern auch kulturelle und religiöse Bräuche der Swanen; nebenbei erfährt man auch viel über die damaligen politischen Verhältnisse in jener Zeit. Das Buch ist wunderbar illustriert von Kat Menschik, die Swanetien von Wanderferien her kennt. Galiani Verlag, Ca. Fr. 31.–
♦Pleitgen, Fritz. F.: Durch den wilden Kaukasus. Fritz Pleitgen (1938-2022) war ein deutscher Journalist und Autor; er arbeitete u.a. in den Auslandstudios der ARD, für ein paar Jahre bis 1977 z.B. in Moskau. 2000 erschien das hier angezeigte Buch: «Ein literarisch-politischer Reisebericht über den Kaukasus und seine Geschichte, über seine grandiosen Landschaften und Kulturen, über Kriegsgebiete und Handelsstrassen, über Menschen und ihre alten Traditionen, über grenzenlose Gastfreundschaft und unausrottbare Blutrache.» Der Klappentext verspricht weder zu viel noch zu wenig, das süffig zu lesende Buch informiert breit und ermuntert einen auch zur Lektüre von Klassikern.
♦Haratischwili, Nino: Das achte Leben (für Brilka). Nino Haratischwili ist die wohl prominenteste georgische Autorin – sowohl bei uns als auch in Georgien selber. Ihre Bücher liegen in Georgien überall da auf, wo es Bücher zu kaufen gibt. Der 2014 erschienene, auf Deutsch geschriebene Roman blättert das 20. Jahrhundert in sechs Generationen auf: Stasia wird 1900 in die Familie eines Schokoladefabrikanten hineingeboren. Jahre später wandert ihre Urenkelin Niza nach Berlin aus. 2006 reist Nizas Nichte, Brilka, in den Westen und will nicht wieder nach Georgien zurück. Niza spürt sie auf und erzählt ihr die dicht gewobene Geschichte der Familie Jaschi. Nach der Lektüre des über 1200 Seiten umfassenden literarischen Schmökers wünscht man sich nur Eines: nach Georgien reisen. Frankfurter Verlagsanstalt, geb. ca. 47 Fr. oder als TB bei Econ-List-Ullstein für ca. 32 Fr.